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Neuigkeit vom 24. Januar 2021


Maschinen für den Frieden


Künstliche Intelligenz könnte künftig bei Friedensverhandlungen helfen

Um den Ausbruch von bewaffneten Konflikten zu verhindern oder zu beenden setzt die Völkergemeinschaft meist auf Diplomatie. Eine Domäne, in der Taktgefühl und Verhandlungsgeschick gefragt sind. Keine Eigenschaften, die man Maschinen zuspricht. Dennoch könnten Diplomaten in Zukunft auf die Unterstützung Künstlicher Intelligenz (KI) zurückgreifen. Wie KI-Anwendungen bei der Friedensstiftung helfen können, haben Forscherinnen und Forscher am Institut für Angewandte Informatik und Formale Beschreibungsverfahren (AIFB)des KIT untersucht.

„Schon heute werden Verhandlungen häufig durch Online-Aktivitäten ergänzt“, sagt Dr. Michael Färber vom AIFB. „Konfliktparteien und Interessenvertreter nutzen Soziale Medien, um sich Gehör zu verschaffen und produzieren dabei große Datenmengen, die mit konventionellen Mitteln nicht ausreichend analysiert werden können.“ Das sei aber nötig, um die Positionen der Konfliktparteien nachzuvollziehen.

Ein Einsatz mit Tücken

Färber und sein Team arbeiten deshalb an Methoden und Anwendungsszenarien, um Friedensprozesse durch KI-Technologien zu unterstützen. Text-Mining-Systeme könnten etwa Online-Äußerungen von Konfliktparteien durchforsten und Handlungsempfehlungen auf Basis von Erfahrungen aus früheren Friedensprozessen geben. Neben harten Fakten sind Friedensforscher an der Extraktion von Argumenten der Konfliktparteien interessiert. Um diese komplexe Aufgabe zu bewältigen setzt Färbers Team auf aktuelle Methoden des Maschinellen Lernens.

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Friedensmediation ist allerdings nicht ohne Tücken, wie Färber einräumt: „KI kann zwar einen wichtigen Beitrag leisten, allerdings besteht auch die Gefahr, dass sie bestehende Machtverhältnisse verändert und der Komplexität von Friedensprozessen nicht gerecht wird. Gänzlich automatisierte Friedensverhandlungen sind momentan weder erwünscht noch realisierbar.“

Auch seien noch viele praktische Fragen offen: „Wir müssen Trainingsdaten für die Analyse von Konfliktpositionen entwickeln.“ Die KI müsse außerdem die menschliche Entscheidungsfreiheit gewährleisten, transparent und fair sein. KI-basierte Friedensverhandlungen könnten aufgrund mangelnder Datenbasis, Falschinformationen oder Fehleinschätzungen schnell in einer Sackgasse enden.

Zitatbox: „Bis friedensstiftende Maschinen im diplomatischen Alltag funktionieren, haben wir noch viel zu tun“ – Dr. Michael Färber



Weitere Infos unter: https://www.sek.kit.edu/downloads/lookkit-202004.pdf#page=36


Aus der Forschungsgruppe Web Science